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Der Hallux valgus ist häufigste und bedeutsamste Zehenfehlstellung bei Menschen. Sie ist charakterisiert durch eine Abweichung der großen Zehen im Grundgelenk nach außen und einer Drehung der Zehen nach innen (Innenrotation). Häufig kommt es mit der Zeit durch die Fehlbelastung des Gelenkes zu einer schmerzhaften Arthrose im Großzehengrundgelenk und folglich zu einem Hallux rigitus.
Durch einen zunehmenden Spreizfuß wird der groß Zeh durch die Anspreizersehne (Sehne des Musculus adductor hallucis) immer mehr in die Hallux valgus Fehlstellung gezogen.
Der Hallux valgus ist die häufigste Zehendeformität. Im Laufe des Lebens nimmt die Spreizfußfehlstellung langsam zu. Dies hat zur Folge, dass die Fehlstellung des Hallux valgus ebenfalls mit dem Alter zunimmt. Beide Krankheitsbilder beeinflussen sich im Verlauf gegenseitig negativ. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer. Die Geschlechtverteilung beträgt etwa 9: 1 (weiblich : männlich).
Als Großzehenballen oder Hallux valgus wird die Wölbung der großen Zehen zum äußeren Fußrand/Kleinzehe hin bezeichnet.
Diese Erkrankung wird durch verschiedene Faktoren beeinflusst. Als wichtige Faktoren gelten:
Durch die chronische Belastung des Großzehenballens kommt es zu knöchernen Anbauten (Exophyten) im Bereich der größten Belastungen am Köpfchen des 1. Mittelfußknochens und begleitend zu einer zunehmenden schmerzhaften, leicht entzündlichen Schleimbeutelentzündung. Man unterscheidet verschiedene Schweregrade der Verformung. Ziel der operativen Korrektur in frühen Stadien ist der Erhalt der Funktion des Großzehengrundgelenkes und somit die Wiederherstellung der vollen, schmerzfreien Beweglichkeit des großen Zehs.
Die "Hallux valgus-Fehlstellung" ist eine klassische Folge unserer westlichen Zivilisation. So kommt es in Ländern und Kulturkreisen in denen Frauen keine Schuhe oder offene Schuhe (z.B. Sandalen) tragen, selten zur Ausbildung des Hallux valgus.
Aus dem unteren Bild erkennen sie die klassische Hallux valgus Fehlstellung. Zusätzlich sind die Fußsehnen dargestellt, die für die Ausbildung der Fehlstellung von Bedeutung sind.
Ursache
Gesunder Fuß (Querschnitt)
Spreizfuß (Querschnitt)
Ursache für die Ausbildung eines Hallux valgus sind häufig eine vererbte, den gesamten Körper betreffende Bänder- und Bindegewebsschwäche. Diese verursacht die Entstehung eines Senk- oder Spreizfußes. Durch die verminderte Spannung des Bandapparates kommt es zu einer Abflachung des Fußlängsgewölbes und das beim Abrollen stark belastete Quergewölbe weicht immer breiter auseinander und zeigt dadurch die Schwäche der Bandverbindungen zwischen den Mittelfußknochen. Da man die veranlagtebedingte Schwäche des Bandapparates ärztlicherseits nicht beheben kann, wird nur die Symptome der Erkrankungen therapiert. Das bedeutet, es können immer nur die Folgen des Spreizfußes, nicht der Spreizfuß an sich therapiert werden.
Durch das Tragen von bequemen Schuhen, wird unsere Fußmuskulatur nicht trainiert und unterfordert, was zu einem muskulären Ungleichgewicht vom Fuß führt. Das Training der kurzen Fußbinnenmuskulatur, die dem Aufspreizen des Fußgewölbes entgegenwirken kann, wird so verhindert. Insbesondere ungeeignetes Schuhwerk z.B. mit zu engem Vorfußbereich oder zu stark angehobener Ferse, was den Druck auf den Vorfuß um ein Vielfaches steigert, spielen eine wesentliche Rolle. Durch die zunehmende Fehlstellung des Fußes kommt es zu veränderten Zugrichtungen der o.g. Sehnen. Hierdurch wird die Einwärtsdrehung der Großzehe maßgeblich verursacht. Mit zunehmender Abknickung der großen Zehen werden die muskulären Gegenspieler wirkungslos.
Symptome
Der Hallux valgus ist weit verbreitet, doch macht er in den meisten Fällen wenig Beschwerden. Es besteht keine Korrelation zwischen dem Grad der Fehlstellung und dem Ausmaß der Beschwerden. Große Fehlstellung können wenig Beschwerden verursachen und umgekehrt. Je größer jedoch die Fehlstellung desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass durch die Fehlbelastung des Großzehengrundgelenkes ein frühzeitiger Knorpelverschleiß (Arthrose) eintritt.
Für viele Frauen besteht ein rein kosmetisches Problem. Die ersten Beschwerden treten in aller Regel über dem Ballen der großen Zehen auf. Dieser Großzehenballen wird medizinisch auch als Exostose oder Pseudoexostose bezeichnet. An dieser Stelle ist der Fuß am breitesten, dementsprechend drücken Schuhe hier am stärksten. Es kommt zu mechanischen Belastungen der Haut und des darunter liegenden Schleimbeutels. Der Schleimbeutel verdickt sich daraufhin, um den Knochen besser zu schützen. Hierdurch wird der Ballen noch ausladender und der Druck im Schuh erhöht sich weiter. Entzündungen, Schwellungen, nicht bakterielle und sogar bakterielle Schleimbeutelentzündungen (Bursitis) können entstehen. Im weiteren Verlauf kann sich ein chronisch wiederkehrender, schmerzhafter Großzehenballen entwickeln (chronische Schleimbeutelentzündung). Im Endstadium der Erkrankung bestehen Dauerschmerzen.
Wie jedes Gelenk ist das Großzehengrundgelenk nicht für eine Schiefstellung angelegt. Daher kommt es im weiteren Verlauf der Erkrankung zu einem frühzeitigen Verschleiß/Arthrose des Gelenkknorpels (Hallux rigitus). Die Symptome des Verschleißes zeigen sich zunächst in einer Bewegungseinschränkung der großen Zehen, die den Abrollvorgang schmerzhaft einschränken kann.
Im Allgemeinen kommt es zu einer langsamen, aber chronisch fortschreitenden Verschlechterung der Vorfußfehlstellung. Die Arthrose des Zehengrundgelenkes schreitet fort, Schmerzen und Entzündungen bleiben bestehen und die Großzehe kann bis zu 90° von der Grundstellung nach außen abweichen. Hierbei kann sich der große Zeh in extremen Fällen über oder unter die zweite und dritte Zehe legen.
Es kommt zu Schmerzen und Druckstellen am Fuß. Die abgewinkelten großen Zehen und die Verschiebung der Kleinzehen behindern den natürlichen Laufvorgang. Es kommt zu Beschwerden beim Gehen und einer Verkürzung der Schrittlänge. Nicht selten ist ein Hallux valgus mit einer Hammerzehe oder Krallenzehe verbunden. Bei der Hammerzehe weicht die Großzehe in ihrem Endgelenk nach unten ab. Bei einer Krallenzehe weicht die Zehe im Grundgelenk nach oben ab, in den beiden körperfemen Gelenken wird sie krallenförmig nach unten ab.
Bei einer Krallenzehe weicht die Zehe im Grundgelenk nach oben ab, in den beiden körperfemen (peripheren) Gelenken wird sie krallenförmig nach unten gebeugt. An den gebeugten Flächen kommt es dann zu schmerzhaften Druckstellen, es bilden sich Hühneraugen (Clavus) und Schwielen. Häufig bestehen durch den begleitenden Spreizfuß auch Schmerzen unter den unnatürlichen belasteten Mittelfußköpfchen 2-4 im Vorfußbereich der Fußsohle, der medizinisch auch als Metatasalgie bezeichnet wird.
Untersuchung:
Die Deformitäten des Fußes sind bereits gut zu erkennen. Sie stellen sich wie oben beschrieben dar.
Röntgen:
Zur genauen Beurteilung der knöchernen Fehlstellung wird eine Röntgenaufnahme angefertigt. Eine evtl. bereits eingetretene Gelenkschädigung kann erkannt werden. Zudem bestimmt das Ausmaß der Fehlstellung das operative Korrekturvorgehen.
Therapie:
Grundsätzlich gibt es eine konservative und eine operative Therapie.
Konservative Therapie
Da ursächlich viele Faktoren die Vorfußdeformität beeinflussen ist die Aussicht der konservativen Behandlung im Sinne einer Heilung sehr gering. Ein Fortschreiten dieser Erkrankung kann lediglich zeitweise aufgehalten bzw. verlangsamt werden.
Insoweit ist eine konservative Behandlung nur erfolgsversprechend in frühen Stadien bei leichten Fällen und somit bei jüngeren Patienten. Durchgeführt wird sie aber auch bei älteren Patienten, die eine Operation nicht durchführen lassen wollen oder können.
Schuhwerk
Die Patienten sollten insbesondere bei großen Gehstrecken oder sportlichen Aktivitäten, jedoch auch bei langem Stehen oder Gehen, Schuhe mit genügend Zehenspielraum und flachen Absätzen tragen. Hochhackige, spitze und im Vorfußbereich enge Schuhe sind kontraindiziert.
Eigenaktivität
Regelmäßige Abspreizungen der Großzehe können das muskuläre Ungleichgewicht günstig beeinflussen. Auch das Barfußgehen kann bei geeigneten Böden und nicht zu starken und schmerzhaften Veränderungen noch Hilfe bringt.
Schuhversorgung
Der Hallux valgus mit Senk-Spreizfuß sollte eine Druckentlastung des Großzehenballens durch z.B. seitliche Ausweitung des Schuhoberleders erfahren. Weiterhin haben sich Einlagen mit retrokapitaler Abstützung als wirksam erwiesen.
Druckentlastende Schaumstoffpolster können ebenfalls die Beschwerden am Ballen verringern. Falls aufgrund der fortgeschrittenen Erkrankungen bereits eine deutliche Arthrose im Großzehengrundgelenk hinzugekommen ist, kann eine Hallux-rigidus-Einlage, eine das Abrollen des Vorfußes übernehmende Ballenrolle mit versteifter Sohle - eine Einlage mit sogenannter Rigidusfeder - diese Beschwerden lindem.
Wenn eine Operation oder Versorgung mit Konfektionsschuhen nicht mehr möglich ist, können auch entsprechend auf Maß gefertigte orthopädische Schuhe mit allen Korrekturmechanismen verordnet werden.
Fußbehandlung
Die Hallux valgus - Nachtschiene, die wie ein Stück Schaumstoff oder Filz zwischen 1. und 2. Zehe gelegt wird, kann ein Fortschreiten der Fehlstellung begrenzen. Ansonsten ist jedoch diese Behandlung mit Nachtschiene eher den Patienten nach entsprechender Operation vorbehalten, hier liegt die Wirksamkeit im Sinne einer Prophylaxe erheblich höher.
Entzündungen des Fußballens z.B. bei einer Schleimbeutelentzündung (Bursitis) über dem sich vorwölbenden Mittelfußköpfchen können z. B. mit antientzündlichen Medikamenten wie Diclofenac ect., Umschlägen lokal mit Rivanol oder Polividon-Jod behandelt werden.
operative Therapie
Insgesamt sind über 200 verschiedene Operatioinsverfahren für den Vorfußbereich bekannt.
Die sechs gebräuchlichsten Operationsverfahren beim Hallux valgus sind folgende:
Exostosenabmeißelung:
Die alleinige Abtragung der Exostose (Knochenwulst oder Pseudoexostose genannt) wird heute nur noch selten und bei sehr geringer Ausprägung des Hallux valgus angewandt.
Operation nach Chevron oder Operation nach Austin:
Diese OP-Methode kommt bei mittleren bis schweren Formen des Hallux valgus zur Anwendung. Voraussetzung bei diesem gelenkerhaltenden Verfahren ist eine allenfalls mäßig vorhandene Arthrose und ein Intermetatarsalwinkel von maximal 6° (Winkel zwischen dem 1. und 2. Mittelfußknochen). Neben der Exostosenabtragung wird eine 3-dimensionale Umstellung mit Sehnenverlagerung durchgeführt, sodaß die funktionsfähige Anatomie des Vorfußes wieder erreicht wird.
Die Nachbehandlung erfolgt im Entlastungsschuh für etwa 3-4 Wochen, danach kann bereits eine bequemer normaler Schuh mit Spezialeinlage getragen werden.
Die Operation kann sowohl ambulant als auch stationär durchgeführt werden.
Die Kostenerstattung werden bei medizinischer Indikation von der Krankenkasse getragen gewährt.
Prognose
Grundsätzlich ist zu bemerken, dass bei richtiger Diagnosestellung und entsprechender Wahl des Operationsverfahrens die Langzeitprognose des operierten Hallux valgus gut ist.
Wichtig ist, das dass richtige Operationsverfahren für den individuellen Fall angewendet wird.
Sofern noch keine fortgeschrittene Arthrose im Grundgelenk der Großzehe zu sehen ist, sollte ein gelenkerhaltendes Operationsverfahren (z.B. Chevron oder Mc Bride etc.) angewandt werden. Die Ergebnisse sind dabei in vielen Untersuchungen bei über 90 Prozent der Patienten gut bis sehr gut.
Bei jeder der oben genannten Vorfußkorrekturoperationen muss mit längerer Arbeits- und Sportunfähigkeit gerechnet werden. Darüber besteht oft eine zu geringe Aufklärung dem Patienten gegenüber. Bei Verfahren mit Knochenkorrektur sollte von einem Zeitraum zwischen 3-6 Monaten ausgegangen werden. Aus sozialmedizinischer Sicht kann das ein großes Problem darstellen.
Die erfolgreiche Behandlung von Vorfußbeschwerden erfordert außerdem eine enge Kooperation mit einem Orthopädietechniker. Vorteilhaft ist es deshalb, wenn ein erfahrener Orthopädietechniker jederzeit in einer Fußsprechstunde konsultiert werden kann. Eine solche Zusammenarbeit ist unter praktischen Gesichtspunkten immer freitags von 14 Uhr bis 16 Uhr in meiner Praxis gewährleistet.
Herr Dr. Yazdi ist seit 2008 zertifizierter Fußchirurg.
Das Sanitätshaus, Bußfeld/Schiller in Hanau betreut in unserer Fußsprechstunde mit einem qualifiziertem Orthopädietechnikmeister alle Patienten.